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Erst im Jahr 1892 konnte mit dem Bau einer Kirche im neugotischen Stil in Höchst begonnen werden. Zuvor mussten die Gläubigen die Gottesdienste in Wirtheim besuchen. Diese Kirche stand immer im Mittelpunkt des Gemeindelebens. Damals hatte Höchst etwa 500 bis 600 Einwohner und in der Kirche wurde Raum für 200 Sitzplätze geschaffen. Durch Flucht und Vertreibung war die Seelenzahl in den 1960er Jahren auf über 1200 Katholiken angewachsen und es begannen die ersten Überlegungen hinsichtlich einer Erweiterung. Verschiedene Ideen und Pläne für diese Erweiterung wurden entwickelt und gipfelten in der schwierigen Entscheidung, die alte Kirche abzureißen und einen Neubau zu wagen.
Der erste Spatenstich für die von Architekt Dipl.-Ing. Herbert Roel geplante Kirche erfolgte am 15.06.1964, zunächst für das Jugendheim, welches während der Bauzeit der neuen Kirche auch als Notkirche dienen musste. Am 20.09.1964, dem Ehrentag des Schutzpatrons, des hl. Wendelin konnte die feierliche Grundsteinlegung und Weihe durch Dechant Otto Boden begangen werden. Im Juli 1965 folgte, nachdem die alte Kirche im Januar 1965 abgerissen wurde, das Richtfest und am 03. April 1966 konnte die neue Kirche durch den Diözesanbischof Dr. Adolf Bolte geweiht werden. Damit war zwar das unmittelbare Bauvorhaben abgeschlossen, es fehlten aber noch einzelne wichtige Ausstattungsteile, wie z.B. Taufstein, Weihwasserbecken, Altarkreuz und Orgel, deren Anschaffung sich noch einige Zeit hinzog.
St. Wendelin war eine der ersten Kirchen in der Diözese Fulda, deren Neubau konsequent nach den Prinzipien des II. Vatikanischen Konzils geplant und umgesetzt wurde. Architekt Herbert Roer gibt in einer Festschrift anlässlich der Kirchweihe einige Einblicke in seine planerischen Überlegungen: „Die Altarinsel ist mit dem Altarstein, dem Abo, dem Sakramentsaltar und der Priesterbank nach der neuen Konstitution über die Liturgie nach dem II. Vatikanischen Konzil gestaltet. Danach spielt sich die Eucharistiefeier an drei verschiedenen Orten des Altarraumes ab, die wie drei Brennpunkte die Gestaltung des Altarbezirkes architektonisch bestimmen. Zwischen diesen durch die Funktion der Liturgie besonders gesetzten Orten vollzieht sich der Gottesdienst zwischen Priester und umstehenden Gläubigen in Ruf und Antwort, Gruß und Gegengruß, in Gebet, Gesang, Predigt und Sakrament.“
Wie viele Kirchen, die in den 1960er Jahre gebaut wurden, orientiert sich auch St. Wendelin Höchst in ihrem Grundriss nicht mehr am rechteckigen Längsbau. Vielmehr erhebt sich der Kirchenbaukörper, wie Architekt Roer in seiner Bauerläuterung weiter ausführt, über einem großen Fünfeck: „Der Raum, axial angeordnet, weitet sich weit und steigt bestimmend von fast vier auf vierzehn Meter zum Chorraum an.“ Außerdem erfahren wir vom Architekten, dass die gescheitelte Dachfläche mit einer Stützweite von 28 Metern die Grundfläche wie ein „bergendes Zelt“, das den Gläubigen Obdach gewährt, das als Heimstatt des „wandernden Gottesvolkes“ dient, aber dabei sinnbildlich auch für das Vorläufige unseres diesseitigen Lebens steht.
Der Gesamteindruck unserer Kirche wird dabei wesentlich bestimmt von den verwendeten, äußerlich sichtbaren Materialien: Sandstein, Kalkstein, Glas, Holz und Sichtbeton. Der Architekt weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Materialien im Inneren der Kirche wie auch außerhalb naturbelassen sind. Der rote Sandstein der Chorwand, das Deckenholz, die Bodenplatten aus gesägtem Muschelkalk sowie der Sichtbeton in Verbindung mit den eindrucksvollen Betonglasfenstern geben dem Raum „einen herben und auch ausdrucksstarken Charakter“.
Quelle: St. Wendelin – 50 Jahre katholische Kirche Höchst, Festschrift und Kirchenchronik
Eine ausführliche Darstellung der Baugeschichte der Kirche von den ersten Überlegungen über die Planungen und Bauausführungen bis hin zur
baukünstlerischen Ausgestaltung der Kirche gibt die von der Kirchengemeinde zum 50-jährigen Kirchweihjubiläum herausgegebene
Chronik "Sankt Wendelin - 50 Jahre katholische Kirche in Höchst, Festschrift und Kirchenchronik"
welche über das Pfarrbüro bezogen werden kann.
Bei der Betrachtung des von Bildhauer Wolfgang Kleiser aus Eichenholz geschnitzten Kreuzweges erinnern wir uns an denjenigen, dem die Kirchengemeinde dieses Gesamtkunstwerk in 14 Stationen zu verdanken hat: Pfarrer Hermann Trost (26.05. 1936 - 31.01.2016).
Von August 1982 an hatte der in Eiterfeld-Körnbach geborene Priester und Religionspädagoge die Administration der Pfarrkuratie St. Wendelin Höchst zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Lehrer an der Kopernikusschule Freigericht übernommen. Über seine aktive Zeit als Lehrer hinaus war er bis Juli 2007, insgesamt 25 Jahre, in Höchst in Pfarrdienst und Seelsorge tätig. Anlässlich seines 25-jährigen Priesterjubliäums am Ostermontag, 06. April 1988, verzichtete Pfarrer Trost auf persönliche Zuwendungen zu Gunsten der Anschaffung eines Kreuzweges, der am 1. Fastensonntag 1990 eingeweiht werden konnte.
Quelle: St. Wendelin – 50 Jahre katholische Kirche Höchst, Festschrift und Kirchenchronik
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